23. Sonntag im Jahreskreis

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Aktuelle Informationen aus dem Seelsorgebereich Deutz/Poll

23. Sonntag im Jahreskreis
06./07.09.2025
1. Les: Weish 9,13-19
2. Les: Phlm 9b-10.12-17
Ev: Lk 14,25-33

Maria – eine Zugabe

Allein in den kommenden acht Tagen des Jahreskreises 2025 wird an drei Tagen die Mutter Gottes in den Fokus gestellt. Am 8. September ist das Fest „Mariä Geburt“, vier Tage später der Gedenktag „Mariä Namen“ und am 15. September wird der „Schmerzen Mariens“ gedacht. Über das ganze Jahr sind weitere 11 Marienfeste fest verteilt, regional können es auch noch ein paar mehr sein.

Die Heilige Schrift ist allerdings nicht Anlassgeberin so vieler Gedenk- und Festtage. So betrachtet der Evangelist Markus in seinem Evangelium nur die drei Jahre des öffentlichen Wirkens Jesu, da spielt Maria keine (besondere) Rolle. In den Evangelien nach Lukas und Matthäus nimmt die Kindheit Jesu nur wenig Platz ein und somit auch Maria als Gottesgebärerin.

Aber unsere Marienfeste sind nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis einer prozesshaften theologischen Reflexion. Damit ist die Zeit ein wichtiger Faktor der Erkenntnis. Der Zeitrahmen der Erkenntnis darf aber nicht beschränkt werden als unmittelbar nach Tod und Auferstehung Jesu in der Weise: Nach der Auferstehung Jesu steckten die Jüngerinnen und Jünger Jesu die Köpfe zusammen und grübelten darüber nach, ob Maria vor, während und nach der Geburt Jesu Jungfrau war und blieb oder nicht. Auch beschäftigte sie die Frage nach der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.

In Anlehnung an den Theologen Karl Rahner SJ (* 5. März 1904; † 30. März 1984) lässt sich sagen, dass die in Glaubenssätze geronnene Erkenntnisse der Reflexion der Kirche über sich selbst, nicht zu aller Zeit vorhanden war, sondern ihre Ausdrücklichkeit und sprachliche Klarheit hat sich in größeren Zeitspannen entfaltet.

So wurde die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel durch die theologische Reflexion erkannt, 1950 durch Papst Pius XII. als Lehrsatz (Dogma) verkündet und dann in ein Format gekleidet, das am 15. August jeden Jahres die Kirche im Range eines Hochfestes begeht.

Die Offenbarung in Jesus Christus ist abgeschlossen, doch ob wir als Kirche auch schon alles erkannt haben? Da ist, nicht nur die Frauen betreffend, wohl noch Luft nach oben. Wir sollten dem Heiligen Geist nicht das Wort verbieten.

Pfarrer Dr. Andreas Mersch