Das Tanzen nicht vergessen!
Im Herbst 1974 kam es zu einem legendären Boxkampf in Kinshasa, bekannt als Rumble in the jungle. Gegner waren Muhamad Ali (vormals Cassius Clay) und George Foreman, in 40 Profikämpfen ungeschlagen. Foreman galt als nahezu unbesiegbar. Ali brachte die Einwohner des damaligen Zaires durch Kontaktfreudigkeit auf seine Seite und diese feuerten ihn überall an. Sein Motto für diesen Kampf war: „fliegen wie ein Schmetterling und stechen wie eine Biene“. Ihm war klar, dass er seinen körperlich überlegenen Gegner unter normalen Umständen nicht bezwingen könne. Also ließ er sich von Foreman freiwillig in die Seile drängen, schützte den Brustkorb durch permanente Doppeldeckung und provozierte Foreman permanent. Dieser tobte sich an Ali aus, ohne jedoch einen entscheidenden Treffer zu erzielen. Foreman baute bald konditionell ab und Ali konnte sich am Ende durchsetzen. In der achten Runde ging Foreman k. o. Ali hatte den Titel zurückgewonnen durch Geduld und Leichtigkeit. Er hatte seinen Gegner mürbe getanzt.
Für mich ist das eine wertvolle Inspiration, ein Impuls für alle, die gerne diese Welt ein bisschen besser machen wollen. Wir kommen nicht weiter, wenn wir verbissen sind, wenn wir mit Gewalt an die Sache herangehen. Bei allem Engagement gilt es, die Leichtigkeit und das Tanzen nicht zu vergessen. Manchmal müssen wir es hinnehmen, dass das „Böse“ sich gerade austobt und wir uns nur schützen können. Es braucht Geduld und Wachsamkeit, um im richtigen Moment die Gelegenheit zu ergreifen. Ali zeigte uns damit eine Tugend, wie wir uns scheinbar überlegenen Gegnern stellen können.
Das Leben ist oft auch ein Kampf, aber es gilt, diesen spielerisch mit tänzerischer Eleganz anzugehen. Nur geht es im Gegensatz zum Boxen im Leben weniger um einen K.-o.-Sieg als vielmehr um neue Wege des versöhnten Miteinander. Auch hier ist Ali ein Vorbild. Er engagierte sich für die Verständigung zwischen der westlichen und der islamischen Welt.
Pfarrer Dr. Andreas Mersch