5. Fastensonntag

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Aktuelle Informationen aus dem Seelsorgebereich Deutz/Poll

5. Fastensonntag
16./17.03.2024
1. Les: Jer 31,31-34
2. Les: Hebr 5,7-9
Ev: Joh 12,20-33

Liebe Gemeindemitglieder,

an diesem Sonntag, den 5. Fastensonntag, begeht die Kirche in Deutschland traditionell den Misereor-Sonntag, an dem die Kollekte für das Hilfswerk Misereor bestimmt ist und an dem auf die Projekte von Misereor weltweit aufmerksam gemacht wird. Das Partnerland der diesjährigen Fastenaktion ist Kolumbien. Dort werden Kleinbäuerinnen und -bauern dabei unterstützt, durch effizientere Anbaumethoden und Fruchtfolgen ergiebigere und vielfältigere Ernten zu erzielen.

Die Landwirtschafts-Kurse, die das entsprechende Wissen vermitteln, werden von Gruppen der kolumbianischen Landpastoral angeboten. Der Glaube und das Wohl der Menschen sind in diesem pastoralen Ansatz untrennbar verbunden.

Dieses Beispielprojekt steht stellvertretend für viele, viele Projekte in den Ländern des globalen Südens, die von Misereor unterstützt werden. Das lateinische Wort „misereor“ bezieht sich auf einen Satz Jesu im Angesicht der 4000 Menschen, die sich in seiner Nähe versammelt haben und hungrig sind – und die später die Austeiler und Empfänger bei der wundersamen Brotvermehrung, der Speisung der 4000, werden. Jesus sagt in der lateinischen Bibelübersetzung: „Misereor – Ich erbarme mich dieser Menschen. Sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen.“ (Mk 8,2)

Da das Wort Misereor im lateinischen ein Passiv ist, könnte man auch übersetzen: „Jesus sagte: „Ich werde erbarmt…“. Mitleid und Erbarmen überkommen und ergreifen ihn.

In der Entwicklungszusammenarbeit, wie sie z.B. Misereor mit vorantreibt, hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Perspektivwechsel eingestellt: Weg von dem Bild der vermögenden und kundigen Europäer auf der einen Seite, die arme und weniger für den Welthandel ausgebildete Menschen aus „der dritten Welt“ belehren und mit Spenden versorgen. Hin zur Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und zur langfristigen Sicherung der eigenständigen Verbesserung der Lebenssituation durch Hilfe zur Selbsthilfe. All dies wird z.B. in dem kolumbianischen Projekt deutlich, bei dem Menschen sich auf Augenhöhe über Anbaumethoden informieren können und Unterstützung für eine Weiterentwicklung der eigenen Landwirtschaft erhalten.

Im Evangelium des 5. Fastensonntags sagt Jesus: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Dieses Bild erinnert uns an das konkrete landwirtschaftliche Tun, das Aussäen und Ernten von Nahrungsmitteln, das unser Überleben sicherstellt – durch Bauern und Bäuerinnen vor unserer Haustür und in den Ländern des globalen Südens. Es erinnert aber auch daran, dass unsere Spenden, unser Erwerb von fair gehandelten Produkten, unsere Begegnung auf Augenhöhe – in der weiten Welt oder in den Straßen unserer Stadtteile – auf fruchtbaren Boden fallen können und reiche Frucht bringen können.

Maria Schwarz, Pastoralreferentin