4. Sonntag der Osterzeit

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Aktuelle Informationen aus dem Seelsorgebereich Deutz/Poll

4. Sonntag der Osterzeit
29./30.04.2023
1. Les: Apg 2,14a.36-41
2. Les: 1. Petr 2,20b-25
Ev: Joh 10,1-10

Liebe Mitmenschen in Deutz und Poll,

der 4. Sonntag der Osterzeit wird in der katholischen Kirche als der Sonntag des guten Hirten bezeichnet. Jesus spricht im Evangelium über den Hirten, der für die Schafe sorgt. Liest man im Evangelium noch ein Stück weiter, wird er über sich selbst sagen: „Ich bin der gute Hirt.“

Das Bild des Hirten, der vorangeht und der Schafe, die ihm folgen, ist vielen als ein Bild für die kirchliche Hierarchie geläufig. Der Umwelt Jesu war es jedoch zunächst als ein tiefes Bild für die Sorge Gottes für sein Volk bekannt.

Den Erzählungen der Bibel kann man entnehmen, dass das Volk Israel in seiner Frühzeit aus einzelnen Stämmen bestand und Aufgaben wie Rechtsprechung, Verwaltung und Verteidigung an Richter übertragen waren. Der Titel des Königs jedoch wurde nur für Gott selbst verwandt. Im 1. Buch Samuel wird dann erzählt, dass das Volk Israel sich einen König, so wie die Nachbarvölker ihn haben, wünscht und dass daraufhin das Königtum in Israel etabliert wird – auch wenn Gott damit nicht einverstanden ist.

Saul wird der erste König, dann folgt David – der als Junge die Schafe seines Vaters hütete – und Salomo. Sie gelten als leuchtende Vorbilder israelischer Königsherrschaft: Unter ihnen wird das biblische Israel seine größte geographische Ausdehnung erreichen; der Staat stabilisiert sich, der Tempel in Jerusalem wird gebaut.

Nach der Zeit Salomos jedoch ist es mit dem Ruhm des Königtums wieder vorbei. Schon unter seinem Sohn teilt sich das Volk Israel in zwei Reiche. Bald wird es von militärisch überlegenen Völkern überfallen und 300 Jahre später ins Exil nach Babylon deportiert. Damit ist der biblische Staat Israel völlig zerstört. Korruption und Gottesferne der Könige werden als Mitverursacher dieser Situation benannt.

In das Exil hinein, in die große Ratlosigkeit und Zerstörung, spricht Gott dann aber durch den Propheten Ezechiel von sich selbst als dem guten Hirten, dem guten Leiter seines Volkes. Im 34. Kapitel des Ezechiel-Buches sagt Gott, dass es sein Wille ist, die Schafe aus der Hand der schlechten Hirten – als die die Könige der vorangegangenen Jahrhunderte gelten können – zu entreißen. Er will sie selbst leiten und sich liebevoll und leitungsstark um sie kümmern. Gottes Sorge für sein Volk und für jeden in seiner Individualität wird dem Handeln der Könige, die mehr das eigene Wohl als die Menschen im Blick hatten, entgegengestellt.

Mag weltliche und kirchliche Herrschaft wechselnden Gezeiten unterliegen – Gott ergreift Partei für das Gottesvolk. Er spricht: „Weh den Hirten, die nur sich selbst weiden. (…) Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.“

Ihre Pastoralreferentin
Maria Schwarz