Liebe Gemeindemitglieder,
am vergangenen Donnerstag feierte die Kirche das Fest „Gedächtnis der Schmerzen Mariens“.
Dieser Name für ein liturgisches Fest wirkt möglicherweise antiquiert und irritierend.
Mit „Schmerzen Mariens“ sind Ereignisse im Leben von Jesu Mutter gemeint, die traurigen und schmerzhaften Charakter haben:
Kurz nach der Geburt muss die Heilige Familie nach Ägypten fliehen.
Als Maria und Josef das Baby Jesus im Tempel vorstellen – „Darstellung des Herrn“ – sagt ihr der alte Simeon voraus, dass Jesus Ablehnung erfahren wird und dadurch seiner Mutter ein Schwert durch das Herz gehen wird.
12 Jahre später geht Jesus bei der Wallfahrt nach Jerusalem verloren und wird erst 3 Tage später im Tempel wiedergefunden.
Darüber hinaus gehören zu den schmerzhaften Erlebnissen von Maria auch alle Ereignisse um die Kreuzigung, das Sterben und das Begräbnis von Jesus.
Was hat Glaubende, die vor uns gelebt haben, dazu bewegt, diese Erzählungen durch ein eigenes Fest besonders hervorzuheben?
Die schmerzhaften Erlebnisse in Marias Leben haben Menschen vieler Generationen, oft auch insbesondere Frauen, geholfen, die schmerzhaften Realitäten des eigenen Lebens zu verarbeiten und im Gebet zu klagen, zu bitten oder sich einfach von Maria, der Mutter Jesu, verstanden zu fühlen.
Bei der Betrachtung des Lebens von Maria wird deutlich, dass Jesus wirklich nicht nur wahrer Gott, sondern auch wahrer Mensch war – dass er erlebt hat, was viele Menschen im Laufe ihres Lebens erleben und dass er eine Familie hatte, die mit ihm gelebt hat und sich um ihn gesorgt hat. Dass er sich nicht nur die Sonnenseiten des Lebens auf der Erde angeschaut hat, sondern ganz und gar das menschliche Leben mit großen Höhen und Tiefen miterlebt hat.
Vielleicht kann dieses Fest eine Ermutigung sein, im Gebet auch die Höhen und Tiefen unseres Lebens zuzulassen, davon zu erzählen und darauf zu vertrauen, dass sie Maria und Jesus nicht unbekannt sind.
Ihre Pastoralreferentin Maria Schwarz