10. Sonntag im Jahreskreis

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Aktuelle Informationen aus dem Seelsorgebereich Deutz/Poll

10. Sonntag im Jahreskreis
10./11.06.2023
1. Les: Hos 6,3-6
2. Les: Röm 4,18-25
Ev: Mt 9,9-13

Beerdigungsdienste der Seelsorger

Die schwierigsten Beerdigungsdienste sind für mich, wenn ich Kinder, Söhne oder Töchter in unserer Pfarrfamilie beisetzen muss. Durch deren frühen Tod wird die natürliche Abfolge der sterbenden Generations-mitglieder durchbrochen. In dieser Situation begegnet man selbst seiner eigenen menschlichen Ohnmacht gegenüber dem Schicksalsschlag dieser Familien.

Der Tod eines totgeborenen Kindes, der Kindstod im Babyalter oder der Tod von jungen Menschen durch einen Unfall, eine tragische Krankheit oder einen Mord, zeigen mir immer wieder, wie unplanbar das Leben und unser Lebensende sein können.

Heute erleben wir Jesus in dieser Situation. Ein Jüngling ist gestorben und wird von seiner Mutter, die verwitwet ist und nur diesen einen Sohn hat, vor dem Stadttor zum Grab getragen. Jesus hat großes Mitleid mit dieser Witwe. Er hält die Sargträger an und sagt zum toten Jüngling: „Junger Mann, ich sage Dir: Steh auf!“ Sein Leben kehrt zurück und Jesus gibt ihn seiner überglücklichen Mutter.

Immer wieder erleben wir einen Jesus, der sich vom Leid der Menschen bewegen lässt. Tod, Besessenheit, Krankheit, Hunger, Not und Armut etc. gehen nicht spurlos an Jesus vorüber. Immer wieder rettet er Menschen aus diesen Notsituationen, indem er als Notwender auftritt.

Die Menschen freuen sich über sein notwendendes Eingreifen und loben Gott dafür. Sie loben ihn dafür, dass er uns statt des Weges des Todes einen Weg des Lebens eröffnet.

Der Tod des jungen Mannes in diesem Evangelium verurteilt seine Mutter – eine Witwe – zu ihrem sozialen Tod in der damaligen Gesellschaft. Ihre Hoffnung auf ein sozial abgesichertes Leben im Alter wird durch den Tod ihres Sohnes zunichte gemacht. Mit der Errettung ihres Sohnes stellt er auch die Würde der Witwe wieder her.

Naim ist ein Ort im Norden Palästinas. Er ist von einer Mauer umgeben und gehört nicht zu Juda. Die Stadt hat sich hinter der Mauer eingeigelt, so dass Jesu Wirken nicht in die Stadt gelangen kann. Über den Tod des Jünglings, der vor den Stadttoren beigesetzt werden soll, kommt er doch noch mit der Bevölkerung in Kontakt. Die Erweckung des jungen Mannes zeigt, dass man sich vor dem Heilsplan Gottes nicht abschotten kann.

Da Jesus den toten Körper des Jünglings berührt, macht er sich als Jude unrein. Als unreiner Sünder gibt er dem Toten das Leben zurück. Hier zeigt Jesus seinen Mitmenschen, dass das Gesetz der Liebe vor Gott mehr zählt als fromme Sitten und Gebräuche.

Jesus handelt bei dieser Erweckung aus eigenem Antrieb. Es wird nicht berichtet, dass die Witwe ihn um ein Wunder bittet. Eine Bitte um die Erweckung von den Toten hätte ihren Gedankenhorizont sowieso überstiegen, da es bis dahin keine Totenerweckungen gab.

 

Das Leid der Mutter wird in Jesus zum gemeinsamen Leid. Gott verhält sich wie Jesus gegenüber unserem Leid mit Trauer. Er ist ein barmherziger Gott, der nicht will, dass wir leiden. Er will uns von Tod, Krieg, Krankheit, Verlust, Hunger, Not und Armut befreien. Dieses Mitgefühl erwartet Jesus auch von uns, um den sozialen Tod, die Ohnmacht und die Perspektivlosigkeit vieler Menschen in unserer Gesellschaft oder in dieser Welt zu überwinden. Daher gilt Jesu Wort auch uns, wenn er sagt:
„Steh auf!“ Auch uns will er zum Leben erwecken.

Diakon Hans Gerd Grevelding