5. Fastensonntag im Jahreskreis

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Aktuelle Informationen aus dem Seelsorgebereich Deutz/Poll

5. Fastensonntag
25./26.03.2023
1. Les: Ez 37,12b-14
2. Les: Röm 8,8-11
Ev: Joh 11,1-45

Liebe Gemeindemitglieder!

Heute ist der „Passionssonntag“ – kurz nach Frühlingsbeginn. 
Die Fastenzeit bekommt nun einen besonderen Akzent, wird „Passionszeit“. Die Zeit der großen Einübung in ein intensiveres Leben und der Selbstüberprüfung unter den Augen Gottes gerät auf die Zielgerade. Wir blicken nun weniger auf uns und unsere Selbstoptimierung, sondern auf ihn, der die Auferstehung des Menschen ist. Wer ist er – für mich? Ist er mein Trost im Leben wie im Sterben?

Der 5. Fastensonntag trägt den alten Namen „Judika“ – so nennen ihn die evangelischen Christen noch heute – nach dem Introitus-Vers „Judica me, Deus“ (Ps. 43,1), „Verschaff mir Recht, o Gott …!“. Es ist die Klage des Beters, seine Bitte, dass Gott ihm Recht verschafft. Mancherorts werden Kreuze, Bilder, Hochaltäre verhängt; ein „Fasten der Augen“ soll beginnen. Zugleich wird mit der Misereor-Kollekte auch das Leitmotiv dieses Hilfswerks mit seiner Fastenaktion (Misereor = „Ich erbarme mich“) laut, also Gottes Erbarmen mit der Erbärmlichkeit dieser Welt, auch der Sterblichkeit des Menschen.

Die Ostkirche begeht am Samstag vor dem Palmsonntag alljährlich den „Lazarus-Samstag“. Auf Zypern und in Autun/Südfrankreich werden Lazarus‘ Reliquien verehrt. Die katholische Leseordnung bringt das Lazarus-Zeichen Jesu alle drei Jahre zu Gehör, „ein kleines Ostern“ (Ostkirche), das Vorspiel des „Hindurchgangs“ Jesu vom Tod zum Leben, eine Einstimmung auf Größeres. Gottes Wort thematisiert also weniger die Stimmung des ‚Passionssonntags‘; eher ist dieser Sonntag ein Nachklang von ‚Laetare‘, eine Vorausschau des unglaublich Schönen des Ostermorgens. Darum steht der 5. Fastensonntag in der 1. Lesung und im Evangelium ganz im Zeichen der Hoffnung auf die Überwindung des Todes. Das letzte und größte Wunder Jesu „nach“ Johannes geschieht an der Schwelle der heiligen Tage, in einem Vorort Jerusalems.

Pfarrer Dr. Andreas Mersch