16. /17. Sonntag im Jahreskreis

deutz-poll aktuell

Aktuelle Informationen aus dem Seelsorgebereich Deutz/Poll

16. Sonntag im Jahreskreis 
22./23.07.2023 
1. Les: Weish 12,13.16-19
2. Les: Röm 8,26-27
Ev: Mt 13,24-43

 

17. Sonntag im Jahreskreis 
29./30.07.2023 
1. Les: 1. Kön 3,5.7-12
2. Les: Röm 8,28-30
Ev: Mt 13,44-52

Liebe Gemeindemitglieder! 
In dieser warmen Jahreszeit möchten wir sicher nicht an Arbeit denken. Egal ob bei Regen oder Sonnenschein, sogar eine Kirchenbank ist dieser Tage sicher bequemer, als auf offenem Feld zu sein. Jetzt ist weder die Zeit Weizen zu säen, noch ihn zu ernten, wie es in den Gleichnissen dieser Sonntage geschieht. Warum stehen also am heutigen Sonntag die Früchte des Feldes so sehr im Vordergrund?

Wir stehen in einer Zwischenzeit. Die Sommerferien sind immer auch eine Zeit der Weichenstellung, für die Kinder einerseits, die sich auf ein
neues Schuljahr vorbereiten, in dem sich ihr Leben sicher in mancher Weise ändern wird, für die Erwachsenen andererseits, für die eine
gefühlte Halbzeit des Jahres gekommen ist, eine kurze Pause bevor es weiter geht.

In der gleichen Situation ist auch der Besitzer des Feldes im Gleichnis, der Weizen ist gesät, noch ist die Zeit der Ernte nicht da, eigentlich
müsste er sich im Moment um dieses Feld nicht kümmern. Da kommt die Hiobsbotschaft: Unkraut auf dem Feld! Was heißt hier eigentlich
Unkraut? Die ursprüngliche griechische Version des Matthäusevangeliums nennt eine konkrete Pflanze, mit Namen „Taumel-Lolch.“ Sie ist wie der Weizen ein Süßgras, und sieht im Wachstum ähnlich aus, ist aber giftig für den Menschen. Erst an den Ähren kann man sie sicher unterscheiden.

Der Besitzer wird aus seiner Zwischenzeit herausgerissen, muss eine Entscheidung treffen, doch entgegen dem ersten Impuls seiner Diener
wird keine sofortige Lösung verlangt. Er setzt auf das Warten. Diese Gleichnisse übers Wachsen sind Jesu ureigene Verkündigung; er holte
sich dafür seine „Arbeitsbilder“ aus der Anschaulichkeit der damaligen Landwirtschaft: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte!“, lautet seine
zentrale Botschaft. Zeit und Geduld sollen die Menschen aufbringen, wenn es um die Sache Gottes geht. Beides haben wir ... nicht!

Stattdessen richten wir uns so ein, dass viele Dinge des täglichen Lebens schnell und automatisch funktionieren. Und wie wär’s mit einem Turbo-Kindergarten, einer Turbo-Grundschule, einem Turbo-Abi? Wenn wir die Gesetze des Wachstums und der zeitgemäßen Entfaltung nicht beachten, wird’s unmenschlich.

Wenn „Unkraut“ auf menschliches Verhalten bezogen wird. Wo und wann müssen, sollten wir „jäten“? Welches Unkraut, das uns in den Bann zieht, wird, kann sich später (noch) als wertvoll erweisen? Sind wir mit unserer Einschätzung zu schnell? Zu übereilt, zu egoistisch, zu sehr selbstbezogen? Wo sind wir – vor allem bei uns selbst – zu zögerlich, zu unentschlossen, zu träge?

Bitten wir also immer wieder neu Gott, den Herrn der Welt, um die Weisheit, das Unsrige zu tun zur rechten Zeit. Im Übrigen lohnt sich in
der Urlaubszeit der Blick in den blauen Horizont: Alles ist umfangen von einer Liebe, die alles durchträgt. Diese Einsicht zu unser aller Entlastung wünsche ich Ihnen!

Pfarrer Dr. Andreas Mersch